Erschreckende Berichte und steigende Fallzahlen von Gewalt gegen Frauen sind viel zu häufig in unseren Nachrichten. 2023 sind die Fälle „häuslicher Gewalt“ um 6,5% gestiegen, im Schnitt erlebt alle vier Minuten eine Frau Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner, jeden dritten Tag überlebt eine Frau die Gewalt nicht. Umso wichtiger ist es, dass Frauen und Mädchen frühzeitig und schnell ein Beratungsgespräch und praktische Unterstützung bekommen. Die Frauenberatungsstellen leisten eine fach- und rechtskundige Beratung bei häuslicher, psychischer und sexualisierter Gewalt und helfen ganz praktisch bei der Flucht aus gewalttätigen Situationen. Sie fungieren als wichtige Schnittstelle zu anderen sozialen Diensten oder Netzwerken und helfen die benötigte Unterstützung zu finden.
Das Team der Frauenberatungsstelle Lörrach hat für den steigenden Bedarf an Beratung in ihren neuen Räumen in der Mauerstraße 2 zwar seit 2023 mehr Platz und ist personell in den letzten vier Jahren stark gewachsen. Jedoch kürzte der Landkreis seinen Zuschuss für das Jahr 2024 um 25.000€. Und dies trotz des hohen Bedarfs und dem enormen Zeitaufwand insbesondere bei den Akutfällen im Bereich der „häuslichen Gewalt“. Aufgrund der Kürzungen können unter anderem mehrere, externe Beratungsstandorte im Landkreis nicht mehr angeboten werden.
Rat und Hilfe bei Gewalterfahrungen
Die Beraterinnen vermitteln gewaltbetroffene Frauen und Mädchen auch an eine fachkundige Betreuung in der Vorbereitung auf ein Strafverfahren und während eines Strafprozesses. Die psychosoziale Prozessbegleitung ist gerade bei sexualisierter Gewalt sehr wichtig, um zusätzlich traumatisierende Erfahrungen in dieser Phase zu verhindern oder zu minimieren.
Ein sehr wichtiges Aufgabengebiet der Frauenberatungsstelle ist außerdem die Präventionsarbeit, denn sie schützt Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag vor sexualisierter Gewalt. Das Projekt „Mut tut gut“ schult sie in Grundschulen und Einrichtungen der Behindertenhilfe, damit Betroffene lernen Grenzen zu setzen und Gefahren zu erkennen. Auch Betroffene von Essstörungen oder ihre Angehörige erhalten von den Sozialarbeiterinnen Beratungsangebote und Kontakte zu hilfreichen Netzwerken.
Der Schutz von Frauen und Mädchen muss auch in der öffentlichen Haushaltsplanung Priorität bekommen
Die Frauenberatungsstellen sind ein wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur, die Frauen in schwierigen Lebenslagen unterstützt und zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft beiträgt. Umso unverständlicher finden wir es, dass dieses wichtige Beratungsangebot nur als „freiwillige Leistung“ vom Landkreis unterstützt und bei Haushaltsengpässen immer wieder gekürzt wird. Durch die finanzielle Unterstützung unserer Stiftung wollen wir das Budget der Frauenberatungsstelle stabilisieren. Jedoch möchten wir auch auf die Diskrepanz zwischen politischen Aussagen und der Priorisierung bei der Haushaltsplanung hinweisen. Der Schutz von Frauen darf nicht erst mit dem geplanten Gewalthilfegesetz bedarfs- und flächendeckend umgesetzt werden, sondern sollte in den Haushaltsplanungen der zuständigen Behörden längst eine hohe Priorität haben.